Soziale Situation der Sinti und Roma

Bis heute lebt ein Großteil der Sinti und Roma in der EU am Rande der Gesellschaft, in den letzten 20 Jahren ist sogar eine Verschlechterung ihrer Situation festzustellen. Der Rassismus und Nationalismus in einzelnen Nationalstaaten nimmt wieder zu, sodass teilweise sogar anerkannte Parteien rassistische Positionen vertreten. Bislang gibt es in der EU kein allgemeines Diskriminierungsverbot.

Sinti und Roma sind aufgrund der schlechten Bildung häufig mit Schwierigkeiten konfrontiert, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Deshalb liegt die Beschäftigungsquote für Angehörige der Minderheit in manchen europäischen Ländern sogar bei unter 50 Prozent. Eine weitere Folge der sozial schwierigen Situation ist eine vergleichsweise hohe Sterblicheitsrate. So liegt die Lebenserwartung bei Sinti und oma etwa 10-15 Jahre unter der durchschnittlichen Lebenserwartung von Nicht-Roma oder Nicht-Sinti. Frauen und Kinder sind dabei besonders benachteiligt.


Weitere Informationen über die Kultur, Geschichte sowie die Roma-Strategie der EU und  Antiziganismus-Politik Deutschlands


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Gesellschaftliche Ausgrenzung

Die immer noch fortwirkenden Vorurteile gegenüber Sinti und Roma führen nach wie vor zur sozialen Ausgrenzung. In Deutschland beispielsweise ist jeder zweite der Meinung, Sinti und Roma würden selbst durch ihr Verhalten Feindseligkeiten hervorrufen. Jeder dritte Deutsche möchte nicht neben Sinti und Roma wohnen. Zu diesem Ergebnis kam die Studie "Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung - Bevölkerungseinstellungen gegenüber Sinti und Roma" aus dem Jahr 2014, die die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gegeben hat. Wie in Deutschland ist die Situation weltweit, überall werden Sinti und Roma weiterhin diskriminiert und ausgegrenzt.

Die in Deutschland 2019 gegründete „Unabhängige Kommission Antiziganismus" hat im Jui 2021 einen Bericht vorgelegt, in dem sie einen grundlegenden Perspektivwechsel fordet sowie eine:n Beaufragte:n für Antiziganismus.

Auch die jüngst erschienene "RomnoKher-Studie 2021 zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland" ermittelt nach wie vor extrem hohe Angaben zur Diskriminierung: Etwa 40% der Befragten mit Kindern haben angegeben, dass ihre Kinder Diskriminierungserfahrungen gemacht haben (davon ca. 60% mit Gewalt, ca. 40% im Unterricht, ca. ein Drittel von Lehrkräften), und etwa zwei Drittel der Befragten fühlen sich im heutigen Leben wegen ihrer Zugehörigkeit diskriminiert, davon ca. 80% auch im Bildungssystem. Zusammenfassung der Studie mit Grafiken


Weitere Informationen über die Antiziganismus-Politik Deutschlands


Europaweit werden in der bereits 2011 entwickelten  „Roma-Strategie der EU“  der aktive Schutz der Grundrechte von Sinti und Roma sowie eine soziale und wirtschaftliche Integration der bislang ausgegrenzten Gruppe gefordert.

Weitere Informationen über die Roma-Strategie der EU


 

Sinti und Roma in Deutschland (YouTube)

Ausgegrenzt (YouTube)

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Problem der Bildung

Bildung in Verbindung mit einem Schulbesuch gilt oftmals als wichtige Bedingung für Integration. Über Jahrzehnte hinweg gab es in diesem Bereich bei den Sinti und Roma aber nur geringe Verbesserungen in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie aus dem Jahr 2011 ("Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma. Dokumentation und Forschungsbericht"). Unter den Befragten gaben nur 19 Prozent an, eine berufliche Ausbildung absolviert zu haben - in der Mehrheitsbevölkerung waren es 84 Prozent. Nur sechs unter 261 Befragten gaben an, ein Gymnasium zu besuchen, 13 Prozent gingen auf gar keine Schule und mindestens 44 Prozent verfügen über keinen Schulabschluss.

Noch immer sind Ängste und Misstrauen gegenüber der Mehrheitsgesellschaft und ihren Bildungsinstitutionen präsent. So fühlten sich 54 Prozent der Befragten bei Behördenbesuchen "eingeschüchtert", "schlecht behandelt" oder "diskriminiert". Zudem fürchten viele Eltern fürchten, ihre eigenen Kinder bei der Schulbildung nicht ausreichend unterstützen zu können. Und die jungen Sinti und Roma fehlt oft noch immer der Mut, eine höhere Schulbildung anzupacken, sie haben Angst zu versagen.

Um eine Chancengleichheit von Sinti und Roma erreichen zu können, ist es deshalb zunächst von Bedeutung, gegen die Diskriminierung vorzugehen. Dabei gilt es insbesondere, die Distanz zwischen den Bildungseinrichtungen und der Minderheit zu erkennen und schrittweise abzubauen.

Die  jüngst erschienene "RomnoKher-Studie 2021 zur Lage der Sinti und Roma in Deutschland" untersuchte vor allem auch die Erfahrungen und Qualifikationen von Sinti:ze und Rom:nja im deutschen Bildungssystem von der Kita bis zur Berufsausbildung. Die Ergebnisse zeigen, dass Sinti und Roma noch immer deutlich benachteiligtsind.  In der Bildungssituation  im schulischen Bereich  hat sich die Lage zwar verbessert, aber im Ausbildungsbereich kaum Verbesserungen erzielt werden konnten. Und derr Unterschied zur Gesamtbevölkerung ist nach wie vor signifikant: Der Anteil von Erwachsenen aller Altersstufen ohne Schulabschluss liegt in der Bundesrepublik heute bei 5 Prozent, und 10 Prozent haben keine Ausbildung. Bei den für diese Studie befragten Teilnehmenden lag der Anteil  unter den 18- bis 50-jährigen ohne  beruflichen Abschluss bei 40 Prozent.


Vorurteile und Klischees

Was haben wiir gegen Sinti und Roma? (YouTube)

Was haben wiir gegen Sinti und Roma? (YouTube)

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