Wirtschaft in Georgien

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Nach der Unabhängigkeit Georgiens von der Sowjetunion kam es Anfang der 90er Jahre zu kriegerischen Auseinandersetzungen um Abchasien und Südossetien. Infolge brach die Wirtschaft zusammen. Die Schwerindustrie wurde nicht mehr beliefert. Betriebe wurden stillgelegt, die Produktion in Industrie und Landwirtschaft ging zurück. Massive Arbeitslosigkeit und eine Hyperinflation waren die Folge. Erst Mitte der 90er Jahre gewährte der IWF und Deutschland Georgien Kredite. Die nationale Währung GEL (Lari) wurde eingeführt. Bis Ende der 90er Jahre wurde die Landeswährung stabil zum Dollar gehalten. Danach wurde sie abgewertet. Die Wirtschaft erholte sich jedoch nur zögerlich. Steuern wurden praktisch kaum bezahlt, die Korruption hatte das Land im Griff.

Wirtschaftlich erholte sich das Land erst ab 2000 allmählich, indem man sich dem westlichen Wirtschaftssystem zuwendete und verstärkt auf die Entwicklung des geopolitisch interessanten Ausbaus eines Energie- und Logistikkorridors im Südkaukasus setzte. Langsam emanzipierte sich die georgische Wirtschaft von der Abhängigkeit gegenüber der russischen Wirtschaft. Gerade die landwirtschaftlichen Produkte wie Früchte und Wein, die 30% der georgischen Wirtschaft ausmachten, fanden mehr und mehr Zugang zum Weltmarkt. Das politisch motivierte Embargo Russlands, den Handel mit georgischem Wein zu stoppen, verstärkte die Suche nach alternativen internationalen Absatzmärkten. Seit Februar 2004 können georgische Weine ohne Beschränkungen in die Europäische Union importiert werden.

Ähnlich gut entwickelte sich der Tourismus in Georgien ab 2010 und wurde zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftszweig dank der wachsenden internationalen Aufmerksamkeit.

Aktuelle Lage, Investitionsklima & Corona

Wurde Georgien in den letzten Jahren eine gute wirtschaftliche Entwicklung bescheinigt mit guten Voraussetzungen für internationale Investitionen in einer liberalen Wirtschaft, wird dies zunehmend eingeschränkt.

Zudem wächst der Druck aus Russland. Die Grenzen der seit dem Georgien-Krieg 2008 abtrünnigen Provinzen Abchasien und Süd-Ossetien wurden weiter in das Landesinnere verschoben. Diese hybride Form der Annexion des Landes durch Russland führt zu Spannungen in der Region. 2019 wurde Georgien mit einer von Russland ausgehenden Cyberattacke angegriffen. Galt Georgien anfangs der Corona-Krise als ein Musterland im Umgang mit dem Virus, hat die Pandemie mittlerweile die Wirtschaft Georgiens massiv unter Druck gesetzt. Gerade der Ausfall vieler Touristen ist ein Problem für das Land und schwächt die wirtschaftliche Entwicklung.

Ferner erschweren eine Reihe von Maßnahmen der Regierung gegenüber ausländischen und heimischen Investoren in den vergangenen Jahren einen Aufschwung der Wirtschaft. Das Investitionsklima verschlechterte sich und das Vertrauen in Georgien als zuverlässigen wirtschaftlichen und politischen Partner ist angeschlagen. Die Annäherung an Europa wird erschwert durch politische Entscheidungen, Vertragsbrüche und Enteignung internationaler Investitionen in allen Bereichen der Infrastruktur - von Häfen, über Öl und Gas, bis hin zur Digitalisierung. Unter anderem wurde auch das amerikanische Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen Frontera 2017 enteignet. Geplant war ein von den USA geleitetes Projekt namens  Anaklia Deep Sea Port, eine 2,5 Milliarden US-Dollar Investition in die georgische Hafeninfrastruktur. Die Umsetzung hätte das Land zu einem wichtigen Knotenpunkt werden lassen, wurde jedoch verhindert und nicht realisiert.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Georgien hat sich gegenüber dem Vorjahr verringert und beträgt im Jahr 2020 rund 15,7  Mrd. US-Dollar, 2019 lag es  bei 17,5  Mrd. USD. Für 2021 wird nur ein minimales  BIP-Wachstum erwartet.

Die Arbeitslosigkeit lag im Dezember 2020 bei 14,7 Prozent.

Autor: Ralph Hälbig. Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB

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