Gesellschaft in Polen

In Polen betrug die Bevölkerung über viele Jahre seit den 1990er Jahre um die 38 Millionen Menschen. Da Polen im Zuge des Krieges in der Ukraine zum Hauptzielland für Flüchtlinge wurde – über drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben zunächst in Polen Zuflucht gesucht –, ist die Bevölkerung 2022 auf knapp 40 Millionen angewachsen. Rund 1,5 Millionen von ihnen haben Zuflucht gemäß der Richtlinie zum vorübergehenden Schutz erhalten.

Minderheiten

Der polnische Staat war einmal ein Vielvölkerstaat. Ethnische und religiöse Minderheiten – vor allem Ukrainer, Juden, Weißrussen und Deutsche – machten in bestimmten historischen Epochen bis zu einem Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Grenzverschiebungen, Vertreibungen, Auswanderungen sowie die Massenvernichtung der Juden während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg haben dazu geführt, dass das heutige Polen ethnisch und religiös weitgehend homogen ist.

Die Polen stellen 95,5 Prozent der Bevölkerung. Die größten Minderheiten sind die Schlesier (2,1 %) und die Kaschuben (0,6 %). Die deutsche Minderheit macht nur noch 0,3 Prozent der Bevölkerung aus. Ihre Zahl ist seit der demokratischen Wende in Polen durch Auswanderung nach Deutschland weiter zurückgegangen.

Die Schlesier fühlen sich überwiegend weder der deutschen noch der polnischen Nationalität zugehörig, sondern als eigenständige Volksgruppe. Mitunter ist hier die Abgrenzung aber nicht immer klar umrissen, da zum Beispiel ein Teil der Schlesier sich sekundär auch als Deutsche oder Polen betrachten. Bei der Volkszählung 2011 gaben immerhin über 800.000 Menschen an, Schlesier zu sein.  Sie leben vor allem in den Bezirken Schlesien, Oppeln und Niederschlesien. Weitere, zahlenmäßig eher kleine Minderheiten sind Roma, Litauer, Ukrainer, Russen, Juden, Tschechen, Weißrussen, und Tataren. Der Minderheitenschutz ist in Polen gesetzlich verankert.

Religion

Die Zahlen schwanken, doch fast 90 Prozent der polnischen Bevölkerung gehören offiziell der katholischen Kirche an. Zwar liegt die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger wohl deutlich niedriger, doch trotzdem hat die katholische Kirche nach wie vor eine bedeutende Stellung in Polen. Diese starke Identifikation der Polen mit dem Katholizismus (Pole = Katholik) hat eine lange Geschichte. Jedoch war die Zeit des Kommunismus besonders prägend, in dem auch Versuche der Zwangsatheisierung stattfanden. Die katholische Kirche bot damals Unterstützung für den Widerstand und stellte sich auf die Seite der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. Eine große Rolle spielte dabei auch Karol Wojtyla, der 1978 zu Papst Johannes Paul II. gewählt wurde.

Nach wie vor sind in Polen Politik und Kirche eng miteinander verknüpft. Die Verbindung ist durch die Wahl der nationalkonservativen PiS zur Regierungspartei sogar wieder enger geworden. Diese Entwicklung sehen viele Beobachter kritisch, da sie etwa auf die Debatte zur Abtreibungspolitik Einfluss nimmt. Eine Mehrheit der PiS-Abgeordneten spricht sich für ein generelles Abtreibungsverbot in Polen aus, das ohne Ausnahmen gelten soll. Im Gegenzug treten viele Kirchenvertreter in Polen klar als Befürworter der PiS-Partei auf.

Die Juden in Polen

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Die Geschichte der Juden in Polen verdient besondere Beachtung. Bereits im 11. Jahrhundert siedelten sich zahlreiche Juden aus Westeuropa auf dem polnischen Territorium an. Im Verlauf der Zeit entwickelten sie spezifische Lebensformen und Traditionen, für die heute der Begriff Ostjudentum steht. Ein wichtiges Merkmal dieser Kultur ist die Vermeidung der sprachlichen Assimilierung, in diesem Fall mit dem Polnischen, und die Benutzung einer eigenen Verkehrssprache, des Jiddischen.

Etwa 3,5 Millionen Juden lebten vor dem Zweiten Weltkrieg in Polen. Etwa drei Millionen haben die deutschen Nationalsozialisten im Zuge ihrer Judenvernichtungspolitik ermordet. Ein Teil der Überlebenden ist nach dem Krieg nach Palästina bzw. Israel ausgewandert. Die Angaben zur Zahl der Juden im heutigen Polen schwanken. Meist wird eine Zahl zwischen 8.000 bis 15.000 angegeben. Da nicht alle jüdisch stämmigen Personen noch die jüdische Religion praktizieren und nicht als Juden erfasst werden, könnte die wirkliche Zahl aber höher liegen. Für großes Aufsehen sorgte in der polnischen Öffentlichkeit vor über zehn Jahren die Diskussion über das Pogrom im Dorf Jedwabne im Jahr 1941, bei dem zwischen 300-400 Juden in einer Scheune von in der Umgebung lebenden Polen verbrannt wurden. Offen blieb dabei, inwieweit auch deutsche Truppen an diesem Massaker beteiligt waren.

Quellen

Fischer Weltalmanach 2014

Die Zeit: „Der Ort, der nicht bereuen will“, 23.1.2008

Bundeszentrale Politische Bildung: Religion und Politik

auf Englisch: 

Central Statistical Office of Poland: Population

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