Wirtschaft in Russland

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Russland zählt zu den größten Energieproduzenten der Welt und verfügt über bedeutende Ressourcen. 2015 förderte es die zweitgrößte Menge an Erdgas weltweit und wurde bei der Produktion von Erdöl nur von den USA und Saudi-Arabien übertroffen. Die Wirtschaft Russlands basiert insbesondere auf den Bereichen Handel- und Dienstleistungen, die zusammen mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Deutlich geringeren Anteil haben die verarbeitende Industrie mit etwa 15 Prozent und der Bergbau mit circa 10 Prozent am BIP. Das Baugewerbe und Immobilien tragen mit etwa 18 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Die Landwirtschaft hat im Vergleich mit anderen GUS-Staaten mit 4 Prozent eher kleinen Anteil, wobei hier von einem großen informellen Handel Landwirtschaftlicher Güter auszugehen ist.

Wirtschaftliche Entwicklung

Seit der Auflösung der Sowjetunion ist Russlands gesamtwirtschaftliche Entwicklung von starken Schwankungen gezeichnet. In den 1990er Jahren gestaltete sich insbesondere der Übergang von der Planwirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Ordnung schwierig und drückte das BIP um bis zu 40 Prozent. Erst Präsident Wladimir Putin gelang in seiner ersten Amtszeit ab dem Jahr 2000 eine Stabilisierung. Er etablierte eine Wirtschaft mit korporatistischen Zügen, bei der die Führung beim Staat liegt. Dafür war 2007 auch ein Gesetz erlassen worden, durch das Institutionen geschaffen wurden, um die Staatsaktivität zu bündeln. Diesen Staatsholdings unterstehen allerdings allein der Kontrolle des Präsidenten. Kritik daran äußerte unter anderem Ministerpräsident Medwedew, der 2009 eine Untersuchung in Auftrag gab, die Missbrauch und Ineffizienz dieser Institutionen feststellte.

Die Internationale Wirtschaftskrise stellte einen großen Einschnitt für die russische Wirtschaft dar. Drastischer Preisverfall von Erdöl und Erdgas trafen das Land, das in hohem Maße von seinem Rohstoffhandel abhängig ist, empfindlich. Auch die weltweite Finanzkrise, die 2009 folgte, setzte Russland unter Druck. Doch die Russische Zentralbank stützte sowohl die Banken, als auch den Rubel mit staatlichen Hilfen weshalb sich die russische Wirtschaft ab 2011 wieder vorübergehend erholen konnte.

Russische Wirtschaftskrise 2014/2015

Seit 2014 allerdings stagniert die russische Wirtschaftsentwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt Russlands ist 2015 um 3,8 Prozent zurückgegangen. 2016 lag das BIP nach einem weiteren Rückgang um weitere 1-2 Prozent bei 1,27 Bio USD. Erst 2017 war wieder ein positives Wachstum möglich. Diese Verbesserung sei laut IWF durch flexiblere Wechselkurspolitik, Kapitalhilfen für Banken und finanzpolitische Impulse erreicht worden.

Eine Inflationsrate von 15 Prozent im Jahr 2015 hatte zahlreiche Unternehmen zu Mitteln wie Lohnkürzungen und Kurzarbeit gezwungen. Auch hat diese 2014 eine Abwertung des Rubels um fast 50 Prozent im Vergleich zum Euro verursacht. Dies hängt mit der engen Kopplung des Rubels an den Ölpreis, der Abhängigkeit Russlands vom Energieexport, aber auch mit strukturellen Schwächen zusammen.  Erst seit 2017 bewegte sie sich wieder in einem üblicheren Rahmen von 3-4 Prozent. 

Zum Teil kann der Einbruch der russischen Wirtschaft aber auch auf die Sanktionen der EU und USA zurückgeführt werden. Diese hatten infolge der Annexion der Krim Sanktionen erlassen, welche die EU in den Folgejahren verlängert hat (siehe Beziehungen zur EU). Dennoch bleibt Europa mittelfristig der wichtigste Absatzmarkt für russische Energieexporte. Eine Orientierung Richtung China ist vorgesehen.

 

In einem Dekret aus dem Jahr 2018 erläuterte Russlands Präsident Wladimir Putin seine langfristigen Wirtschaftspläne. Demnach wolle er mit Programmen die Wirtschaft beleben, damit das Land eines Tages zu den fünf größten Volkswirtschaften der Welt zählen werde. Dieses Ziel  wolle er bis zum Jahr 2024 erreichen. Im Juli 2020 erließ Präsident Putin ein neues Dekret mit wirtschaftspolitischen Zielen für 2030. Darin wurde diese Zahl allerdings nicht mehr erwähnt.

Coronakrise

Die Coronakrise hat wie in allen Ländern auch Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Russland. 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Russland hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verringert und beträgt im Jahr 2020 rund 1,47 Billionen US-Dollar, 2019 lag es noch bei 1,7 Bio USD. 2021 betrug das BIP 1,65 Bio USD.

Die Arbeitslosigkeit lag im Dezember 2021 bei 4,8 Prozent.

Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verhängten die EU, UK, die USA, Japan, Kanada, Australien und weitere demokratische Staaten umfangreiche Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Beschlossen wurde u.a. ein Embargo welches die Ausfuhr von Gütern der Luft- und Raumfahrt, sowie Waren, die zur Stärkung der russischen Industriekapazitäten beitragen können, untersagt. Auch zogen sich viele westliche Unternehmen — freiwillig oder unter moralischem Druck — aus Russland und dem Handel mit russischen Unternehmen zurück.

Der russische Finanzsektor wurde ebenfalls mit Sanktionen belegt: Russische Vermögenswerte und Währungsreserven im Ausland wurden eingefroren, und die meisten russischen Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen. Auf diesem Wege wurde Russland schrittweise von den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten. Auch die Fähigkeiten russischer Firmen, internationalen Handel zu treiben, wurden dadurch stark beschränkt.

Zwar bestritt Russlands Präsident Putin die Wirkung der Sanktionen, doch zeigten sich die Folgen für die russische Volkswirtschaft schon nach wenigen Wochen. Bis Mitte April 2022 erreichte die Inflation in Russland einen Wert von 17,5 Prozent — dies markiert den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Nach Schätzungen der amerikanischen Bank JP Morgan könnte die russische Wirtschaft im Gesamtjahr 2022 um sieben Prozent schrumpfen. Für den Fall, dass die EU ein Öl- oder Gasembargo beschließen sollte, wäre sogar ein Rückgang des russischen Bruttoinlandprodukts um bis zu 15 Prozent möglich.

Für die Menschen in Russland könnte der Niedergang der Wirtschaft gravierende Folgen haben. So warnte der Bürgermeister von Moskau jüngst vor einer drohenden Massenarbeitslosigkeit. Allein in der russischen Hauptstadt könnten demnach 200.000 Arbeitsplätzen verloren gehen. Die Weltbank geht davon aus, dass in Folge des wirtschaftlichen Einbruchs 20 Millionen Russinnen und Russen unter die Armutsgrenze rutschen könnten.

Die Schwäche der russischen Wirtschaft darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Russland in den zentralen Wirtschaftszweigen Energie, Rüstung, sowie der Nahrungsmittelversorgung weitestgehend autark ist.

Kooperationen

Russland gehört seit 2012 der WTO (Welthandelsorganisation an. Seit 1996 strebt Russland zudem an, Mitglied in der OECD  (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)  zu werden. Die Beitragsverhandlungen wurden als Folge der russischen Ukrainepolitik allerdings abgebrochen.


Quellen:
Munzinger Online
www.auswaertiges-amt.de:Russland
www.laender-lexikon.de

 

 

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