Gesellschaft in Ungarn

In Ungarn leben knapp 10 Millionen Menschen (Stand 2022). Im Jahr 1980 betrug die Bevölkerung  noch 10,7 Millionen Menschen, seither ist die Entwicklung rückläufig. In Relation zu den anderen EU-Nachbarländern haben in Folge des Krieges in der Ukraine relativ wenige Flüchtlinge in Ungarn Fuß gefasst

Minderheiten

Von den knapp 10 Millionen Einwohnern Ungarns sind mindestens 84 Prozent ethnische Ungarn. Insgesamt gibt es 13 staatlichanerkannte Minderheiten im Land: Armenier, Bulgaren, Griechen, Deutsche, Kroaten, Polen, Slowaken, Slowenen, Serben, Roma, Rumänen, Ruthenen, und  Ukrainer.

Alle Minderheiten haben laut Gesetzindividuelle und kollektive Rechte. Für deren Einhaltung gibt es seit 2014 eine Vertretung aller 13 Minderheiten durch jeweils einen Sprecher im Parlament, der allerdings kein Stimmrecht besitzt.

Roma

Die ungarischsprachigen Roma machen als ethnische Minderheit den größten Anteil aus.. Ähnlich wie in anderen Ländern Südosteuropas liegt vermutlich auch in Ungarn der Bevölkerungsanteil der Roma höher als die offiziell angegebenen 3 Prozent: Experten gehen von 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung aus. Das heißt es werden derzeit zwschen 300.000 und 600.000 Roma in Ungarn leben.

In der ungarischen Gesellschaft haben die Roma keinen leichten Stand. Immer wieder kommt es in Zusammenhang mit Roma zu nationalistischer Rhetorik und Diskriminierung, So richtet sich etwa die Kürzung sozialer Leistungen durch die Orban Regierung indirekt insbesondere gegen die Roma, da diese überdurchschnittlich oft Sozialhilfen in Empfang nehmen. Auch die Arbeitslosigkeit und der Anteil Geringqualifizierter unter den Roma ist weit höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. In diesem Kontext sprach ein ungarischer Minister von „nicht förderungswürdigen Familien“.

Deutschsprachige Minderheit

Die deutschsprachige Minderheit steht in Ungarn zahlenmäßig an zweiter Stelle. Die Ungarndeutschen werden oft auch als Schwaben, bzw. Donauschwaben bezeichnet, auch wenn nicht alle Nachfahren von Einwanderern aus Schwaben stammen, sondern ihre Wurzeln oft auch in andernen Regionen Deutschlands wie Bayern und Hessen, in Österreich, Frankreich oder den Niederlanden haben.

Nach dem ersten Weltkrieg trat Ungarn große Teile seiner Gebiete ab, unter anderem auch Siebenbürgen. Da diese Gebiete besonders stark von deutschen Siedlern erschlossen waren, verlor Ungarn somit einen großen Teil der Ungarndeutschen. Von den vormals knapp zwei Millionen in Ungarn lebenden Deutschen schrumpfte die Anzahl auf gut 500.000. Weiterhin wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Ungarndeutsche zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, oder in Ungarn nach Entnazifizierungsverfahren enteignet, entrechtet und nach Deutschland vertrieben.  Bei der Volkszählung im Jahr 2011 bezeichneten sich knapp 200.000 Personen als Ungarndeutsche.

Minderheiten im Ausland

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung Österreich-Ungarns verlor Ungarn im Friedensvertrag von Trianon zwei Drittel seines Staatsgebietes an die Nachbarstaaten. Als Folge des Vertrags von Trianon leben seit 1918 große ungarische Minderheiten in den Nachbarstaaten, insbesondere in Rumänien (knapp 7% der Gesamtbevölkerung), der Slowakei (9% der Bevölkerung) und Serbien (in der nord-serbischen Provinz Vojvodina). Die Art der Minderheitenpolitik Rumäniens und der Slowakei lieferten in den vergangenen Jahren immer wieder Zündstoff für politische Konflikte. 1996 vereinbarten Rumänien und Ungarn gegenseitigen Minderheitenschutz.


mehr zu Opposition und Nationale Minderheiten


Die seit 2010 amtierende rechtskonservative Regierung Orban sieht sich als Fürsprecher der ungarischen Bevölkerung in den Nachbarländern. Dadurch sind die Beziehungen zu den Ländern mit größeren ungarischen Minderheiten - insbesondere zu Rumänien und der Slowakei - in jüngster Zeit wieder stärker belastet worden. Deutlich radikaler als die Regierung Orban positioniert sich die oppositionelle, rechtsextreme Partei „Jobbik“, die volle Autonomie der mehrheitlich ungarisch besiedelten Gebiete in den Nachbarländern fordert. Diese Forderungen stießen auf empörte Gegenreaktionen in der Slowakei und Rumänien.

Religion

Zur größten Konfession in Ungarn, den Katholiken, bekennen sich 40 Prozent der Bevölkerung. Allerdings sind nur etwa 500.000 katholische Ungarn auch aktive Kirchensteuerzahler. Traditionell in Ostungarn ist die Reformierte Kirche stark vertreten (12%). Lutheraner (2%) und Juden (0,1%) sind zahlenmäßig eher unbedeutend. Insgesamt 17 Prozent der Einwohner des Landes sind konfessionslos und 25 Prozent gaben bei der Volksumfrage 2011 keine Religionsangehörigkeit an.

Obwohl es kaum Juden in Ungarn gibt, findet man in der ungarischen Gesellschaft nicht selten antisemitische Einstellungen. Diese werden vor allem von der Partei „Jobbik“ bedient. Im April 2010 wurde von der Regierung Orban ein Gesetz beschlossen, das die Leugnung des Holocaust unter Strafe stellt.

Quellen

Fischer Weltalmanach

Dieter Segert „Transformationen in Osteuropa im 20. Jahrhundert“, UTB, 2013.

Auswärtiges Amt: Ungarn

Nach oben

Cookieeinstellungen
X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.