Geschichte Weißrussland (Belarus)

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Die weißrussische Identität hat sich nur langsam herausgebildet. Das hat historische Gründe. Im Mittelalter war das Land Teil des litauisch-polnischen Großreichs, 1795 fielen weißrussische Territorien im Zuge der dritten polnischen Teilung an das Russische Reich. Mit der Gründung der Sowjetunion 1922 wurde Weißrussland zu einer sowjetischen Unionsrepublik. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 hat es erstmals in seiner Geschichte Unabhängigkeit erlangt.

Die Russifizierungspolitik im späten 19. und im 20. Jahrhundert sowie der stalinistische Terror haben die Entwicklung weißrussischer Identität stark behindert. Der Widerstand gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg begünstigte die Herausbildung einer sowjetischen und nicht einer weißrussischen Identität. Und auch der große Industrialisierungsschub in der Sowjetzeit hat die Sowjetisierung der Bevölkerung massiv vorangetrieben. Erst in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde die Frage nach nationaler Identität intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert.

 

Weißrussland unter Lukaschenko

Mit dem Erlangen der Unabhängigkeit begann in Weißrussland ein Transformationsprozess, der allerdings unter dem  Präsidenten Aleksandr Lukaschenko schon nach wenigen Jahren wieder gestoppt wurde. Große Veränderungen in Richtung Demokratie sind unter Lukaschenko – seit 1994 im Amt – nicht zu erwarten.

Als neuer Präsident begann Lukaschenko schrittweise einen autoritären Staat aufzubauen. Zentrale Planwirtschaft, Unterdrückung der politischen Opposition und staatliche Kontrolle der Massenmedien sind die wichtigsten Merkmale dieses Staates heute. Durch Manipulationen bei Volksentscheiden und Wahlen hat er seine Amtszeit schon mehrmals verlängert.

Lukaschenko nutzte die Unzufriedenheit der Bevölkerung aus, um ein autoritäres Regime zu etablieren, denn für viele Weißrussen ist der Begriff Demokratie negativ besetzt. Nach dem Untergang des Staatskommunismus und dem Zerfall der Sowjetunion haben viele Weißrussen gerade in der Demokratie die Ursache für staatlichen und wirtschaftlichen Zerfall sowie wachsende Kriminalität gesehen. Auch nach mehreren Jahren ist die Situation nicht wesentlich besser geworden, das autoritäre System hingegen umfassender. Die politische Opposition zu Lukaschenko ist schwach und wird vom Regime in Schach gehalten. Die Arbeit oppositioneller Parteien wird seitens staatlicher Organe behindert, ihre Mitglieder müssen ständig mit Geldstrafen oder kurzzeitigen Gefängnisstrafen rechnen. Einige prominente Regimekritiker sitzen langjährige Gefängnisstrafen ab.


Quellen:

Munzinger Online

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