Revolutionen und Umbrüche

Der steinige Weg zu politischer Wende und Mauerfall

Das Jahr 1989 markiert in der jüngeren europäischen Geschichte einen bahnbrechenden Epochenwechsel. Die politische Landkarte wurde entscheidend verändert, die Grenzen zwischen Ost und West geöffnet. Mit dem Berliner Mauerfall fielen auch die Mauern in ganz Europa und der Wunsch nach Freiheit setzte sich vielerorts durch. Doch bis es dazu kam, war es ein weiter Weg.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entluden sich soziale Spannungen und Konflikte auf internationaler Ebene. Der Erste Weltkrieg brach aus. In Russland mündeten die Spannungen und Proteste 1917 in die sogenannte Oktoberrevolution. Nach der Revolution entstand in der Sowjetunion eine Staats- und Gesellschaftsordnung, die als Endziel eine kommunistische Gesellschaft anstrebte.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge des Ost-West-Konflikts zur Herausbildung zweier Blöcke. Dem Kommunismus des Ostens standen die liberalen, kapitalistischen Demokratien des Westens gegenüber. Die machtpolitische Rivalität zwischen den Staatenblöcken um die USA auf der einen und die UdSSR auf der anderen Seite nahm eine stark konfrontative Form an und ging als „Kalter Krieg“ in die Geschichte ein.

Ungewollt leitete der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow in den 1980er Jahren mit seinem Reformprogramm von „Glasnost“ und „Perestroika“ den Zusammenbruch des Kommunismus ein. Seine Politik spielte eine zentrale Rolle bei den Umbrüchen der folgenden Jahre. In der Begründung des ihm später verliehenen Nobelpreises hieß es, Gorbatschow habe wesentlich mitgewirkt, dass „die Konfrontation der Blöcke durch Verhandlungen ersetzt“ wurde, dass „alte europäische Nationalstaaten ihre Freiheit wiedergewonnen“ hätten und „mehrere regionale Konflikte gelöst worden oder einer Lösung nähergekommen“ seien. Im Zuge des mehrere Jahre andauernden Zerfalls des sowjetische Vielvölkerstaates wurden, gleich einer Kettenreaktion, weitere Revolutionen in Gang gesetzt, die schließlich 1989 zur Wende führten.

Die Erinnerung an die „Friedliche Revolutionen“ der Wendejahre ist in den Medien zumeist eng verknüpft mit dem Berliner Mauerfall im November 1989 und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Nicht zu vergessen sind aber auch der „Prager Frühling“ 1968 in der Tschechoslowakei und die Bewegung „Solidarno??“ 1980/81 in Polen, die bereits früh dem Drang nach Freiheit Ausdruck verliehen. Geöffnet wurde der „Eiserne Vorhang“ (Churchill) schließlich in Ungarn, wo bereits im Frühjahr 1989 ohne großes Aufsehen der Grenzzaun nach Österreich entfernt wurde. Es waren also europaweit gleich mehrere Freiheitsbewegungen, die auf das gemeinsame Ziel einer freiheitlichen Gesellschaft hinwirkten.

Nach den Wendejahren 1989/90 standen die ehemaligen Ostblockstaaten vor einem schwierigen Transformationsprozess, der von einem Gefühl großer Unsicherheit geprägt war. Jahrzehnte kommunistischer Propaganda und Erziehung sowie staatlich gelenkter Kultur- und Wirtschaftspolitik haben tiefe Spuren hinterlassen. Diese Erfahrungen prägen das Denken und Handeln der Länder des östlichen Europas bis heute: sowohl in der politischen, wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Entwicklung. So kam es in den 2000er Jahren zu neuen Revolutionsbewegungen im postsowjetischen Raum, etwa zur Rosenrevolution in Georgien 2003 und der Orangenen Revolution 2004 in der Ukraine.

In den noch jungen Staaten ist nach 1991 ein nationales Selbstverständnis erwacht, das in hohem Maße selbstreferenziell ist, so die Historikerin und Slavistin Alix Landgrebe. Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion wie auch Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes würden bis heute danach sterben, ihr nationales Selbstverständnis zu konsolidieren und teilweise aggressiv ihre Interessen zum Ausdruck bringen. So seien etwa die Vysehrad-Staaten zwar Mitglieder der EU, jedoch – insbesondere im Falle Polens und Ungarns – nicht wirklich bereit, sich in diese Struktur zu integrieren, weil ihr  Streben nach nationaler Konsolidierung  zu groß sei, so Landgrebe.

    Russische Revolution

    Die Machtergreifung der russischen Bolschewisten 1917 hat den Lauf der Weltgeschichte verändert. Dieses Dossier erklärt die Ursachen, den Verlauf und die Ergebnisse der Oktoberrevolution. Dabei kommt auch der vorhergehenden Februarrevolution eine besondere Bedeutung zu. Nach der Revolution entstand in der Sowjetunion eine Staats- und Gesellschaftsordnung, die als Endziel eine kommunistische Gesellschaft anstrebte.

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    Kalter Krieg

    In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge des Ost-West-Konflikts zur Herausbildung zweier Blöcke: Dem Kommunismus des Ostens standen die liberalen, kapitalistischen Demokratien des Westens gegenüber.  Die machtpolitischen Rivalität zwischen den Staatenblöcken um die USA und  UdSSR nahm eine stark konfrontative Form an und ging als „Kalter Krieg” in die Geschichte ein. Auch heute noch sind deutliche Rivalitäten spürbar. An Stelle der damaligen bipolaren Weltordnung kristallisiert sich im 21. Jahrhundert mit den Ambitionen Chinas, den Bestrebungen Russlands und den Bemühungen Europas, sich ebenfalls als gobalen Player zu positionieren, allmählich eine andere, komplexere Weltordnung heraus mit neuen Allianzen.

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    Prager Frühling in der Tschechoslowakei

    Mit dem Begriff „Prager Frühling” in der Tschechoslowakei verbindet man zweierlei. Zunächst stehen dabei die Ereignisse des 21. August 1968 im Vordergrund: Die gewaltsame Niederschlagung des „Prager Frühlings" durch die Truppen des Warschauer Pakts. Insgesamt gesehen bezeichnet der „Prager Frühling"  jedoch die schon zu Beginn des Jahres 1968 eingeleitete Reformbewegung und ihr Bestreben, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu etablieren.

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    Solidarnosc in Polen

    Mit dem Begriff „Solidarnosc” (Solidarität) in Polen ist die polnische Gewerkschaft gemeint, die 1980 aus der Streikbewegung hervorging. Sie war die größte vom Staat unabhängige Gewerkschaft im damaligen Ostblock. Die Solidarnosc war weit mehr als eine bloße Gewerkschaft. Sie war eine das gesamte Land erfassende Bewegung, in der sich das Streben der Polen nicht nur nach besseren Lebensbedingungen, sondern auch nach eine freiheitlich-demokratischen Gesellschat ausdrückte

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    Glasnost und Perestroika

    Unter den Schlagworten „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umgestaltung)  versteht man den von Michail Gorbatschow 1985 in Gang gebrachten Reformprozess zur Umgestaltung der Sowjetunion.Ungewollt leitete der Gorbatschow mit seinem Reformprogramm  den Zusammenbruch des Kommunismus ein. Seine Politik spielte eine zentrale Rolle in den Umbrüchen der folgenden Jahre.

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    Umbruch in Ungarn

    Ungarn war das Land, in dem der Mauerfall in Berlin seinen Anfang nahm. Im Februar 1989 entschloss sich die dortige Parteiführung den „Eisernen Vorhang“ an der ungarisch-österreichischen Grenze abbauen zu lassen. Diese symbolträchtige Entscheidung signalisierte eine außenpolitische Neuorientierung des Regimes und ermöglichte im August 1989 Hunderten von DDR-Bürgern, in die Freiheit auf die österreichische Seite der Grenze zu gelangen. Der „Eiserne Vorhang als Symbol des Kalten Krieges verlor Dank der beherzten Entscheidung Ungarns seine Funktion.

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    Berliner Mauerfall

    Die Berliner Mauer war das abschreckende Symbol des Ost-West-Konflikts und mehr als ein Vierteljahrhundert Symbol der Teilung Deutschlands. Im Zuge der Friedlichen Revolution 1989 gingen die Menschen in der damaligen DDR  auf die Straße, um für ihre Freiheit zu kämpfen. Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Ein Jahr später, am 3. Oktober 1990, war Deutschland nach 45 Jahren der Trennung wieder vereint und der jahrzehntelange Kalte Krieg nahm eine Ende.

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    Rosenrevolution in Georgien

    Die sogenannte Rosenrevolution ereignete sich im Jahr 2003 in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien. Benannt ist sie nach einem Zitat des ersten georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia: „Wir werden Rosen statt Kugeln auf unsere Feinde werfen.“ Die von Michail Saakaschwili und weiteren jungen Reformpolitikern ausgelöste Revolution richtete sich gegen die amtierende Regierung unter Eduard Schewardnadse. Die Revolution verlief unblutig und führte zu einem gewaltfreien Regierungswechsel.

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    Orange Revolution in der Ukraine

    Unter der sogenannten Orangenen Revolution sind eine Serie von Massenprotesten zu verstehen, die sich im Jahr 2004 im Zuge der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine ereignet haben. Benannt ist die Revolution nach der Farbe der Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten aus dem pro-westlichen Lager. Der Oppositionsbewegeung gelang es, erfolgreich gegen die Wahlfälschung zu protestieren. 2005 übernahm Juschtschenko die Regierung und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution dauerte insgesamt gut zwei Monate an und verlief unblutig.

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