Wirtschaft in der Ukraine

Die Ukraine gehörte als ehemalige Sozialistische Sowjetrepublik zu den führenden Volkswirtschaften der Sowjetunion. Nach dem politischen Umbruch Anfang der 1990er Jahre und den ersten sogenannten „marktwirtschaftlichen Reformen“ verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage dramatisch. Anstatt zu einer Marktwirtschaft entwickelte sich die Ukraine zu einer „Clanwirtschaft“: Einflussreiche Politiker und Wirtschaftsgrößen teilten die gewinnbringenden Sektoren der Großindustrie unter ihren Clans auf und steuerten sie nach ihren eigenen Interessen.

Erst seit dem Ende der 1990er Jahre wurde das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine wieder besser genutzt. Das Land hatte schon mit der gelungenen Währungsreform (1996), der Privatisierung der Landwirtschaft und der Industrie deutliche Fortschritte im marktwirtschaftlich orientierten Transformationsprozess gemacht. Nach der „Orangenen Revolution“ (2004) hatten sich die rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen weiter verbessert.

Wirtschafts- und Finanzkrise

Allerdings traf die Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2008 die Ukraine besonders stark. Das Wachstum brach 2009 um 15 Prozent ein, die Exporte gingen um 40 Prozent zurück, die industrielle Produktion um ca. 22 Prozent. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 9 Prozent, die Reallöhne sanken um etwa 10 Prozent. Die Landeswährung Hrywnja verlor stark an Wert. Das umfangreiche Reformprogramm für die Jahre 2010 bis 2014 mit der beabsichtigten nachhaltigen Verbesserung des Investitionsklimas ist nur ansatzweise umgesetzt worden. Kiew ist 2013 mit einem Minuswachstum von 1,5 Prozent in eine Rezession gerutscht. Im Jahr 2014 ist das Wirtschaftswachstum um 6,6 Prozent eingebrochen, im Jahr 2015 um 9,9 Prozent. Diese Entwicklungen waren auf die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts im Osten des Landes zurückzuführen. Das BIP lag 2015 bei nur noch 90 Mrd. US-Dollar. Ab Mitte 2015 hatte sich die Wirtschaft wieder etwas stabilisiert. 2016 konnte bereits ein leichtes Wirtschaftswachstum verzeichnet werden, das 2017 noch höher ausfiel.

Die Ukraine, die zuletzt am Tropf der russischen Regierung hing, hatte 2014 den Internationalen Währungsfond (IWF) offiziell um Unterstützung gebeten. Die rund 13 Milliarden Euro vom IWF waren allerdings an Bedingungen geknüpft. So musste die Ukraine die Wirtschaft des Landes reformieren. Die Ausgaben sollten gekürzt, nahezu keine neuen Schulden aufgenommen und das Rentenalter heraufgesetzt werden. Die EU sagte der Ukraine zu, das Land bis 2020 mit 11 Milliarden Euro zu unterstützen. Die USA hatten eine Milliarde Dollar zugesagt. Von der Bundesregierung erhielt die Ukraine einen ungebundenen Finanzkredit in Höhe von 500 Millionen Euro.

Eine Stabilisierung wurde auch durch das Assoziierungsabkommen mit der EU erhofft, das am 1. Januar 2016 in Kraft getreten ist. Darin ist vorgesehen, europäische Standards umzusetzen und den Handel mit der EU weiter zu liberalisieren. Das ukrainische Parlament hatte dazu Gesetzesvorhaben beschlossen, wie etwa eine Angleichung des Gasmarktes an die Regeln des EU-Wettbewerbs.

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs


 Zur ausführlichen Darstellung des Ukraine-Konflikt


Schon vor den Kämpfen im Land war die Ukraine wirtschaftlich angeschlagen. Das Brachliegen  einiger Industriezweige und Produktionsausfälle gehörten zu den direkten Folgen der Kriegshandlungen im Osten. Die von den Kämpfen am meisten betroffenen östlichen Regionen Donezk und Lugansk sind aufgrund der Industrie und Steinkohlevorkommen wirtschaftlich besonders wichtig für die Ukraine. Entsprechend negativ wirkt es sich aus, dass in diesen Regionen die wirtschaftliche Aktivität gesunken ist.

Die Ukraine gehört zu den größten Abnehmerländern des russischen Energiekonzerns Gazprom. Sie ist das wichtigste Transitland für russische Erdgasexporte. Doch der lang andauernde Konflikt und die erhöhten Gaspreise führten schließlich zu einer Eskalation. Mehrmals kam es zu Lieferstopps, da die Länder sich um die Konditionen stritten. Auf russischer Seite versuchte der Konzern Gazprom sein wirtschaftliches Ergebnis durch höhere Preise für Erdgaslieferungen in die GUS zu verbessern. Gleichzeitig hatte Gazprom ein Interesse daran, die ukrainischen Erdgaspipelines zu übernehmen, um den Transit besser kontrollieren zu können. Ende 2014 einigten sich die Ukraine, Russland und die Europäische Union in Brüssel hinsichtlich mehrerer strittiger Punkte.

Allgemein ist das Vertrauen bei Unternehmern und Verbrauchern gesunken. Investoren schätzen das Land mit hohem Risiko ein.

Die Weltwirtschaft bekam die  Folgen der Ukraine-Krise 2014 ebenso zu spüren. Der Konflikt in der Ukraine hatte negative Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte. Die Börsianer an der Wall Street, in London und Frankfurt reagierten verunsichert, obwohl z. B. US-Firmen kaum von dem Konflikt betroffen waren.

Die von der EU und den USA eingeleiteten Sanktionen gegen Russland zeigten zudem Auswirkungen. Nicht nur in Russland wuchsen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Auch europäische Großunternehmen waren betroffen und verzeichnen Umsatzeinbrüche. Der Ukraine-Konflikt belastete auch die deutsche Exportindustrie schwer. So brachen die Ausfuhren nach Russland  um mehr als ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr ein. In den ersten acht Monaten wurden Waren im Wert von 20,3 Milliarden nach Russland ausgeführt. Das war ein Minus von 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Maschinenexporte sanken um 17 Prozent zum Vorjahr, die Exporte von chemischen Erzeugnissen gingen um sechs Prozent zurück.

Die Auswirkungen des im Februar 2022 ausgebrochenen Krieges in der Ukraine werden enorm sein, sowohl für die Ukraine selbst als auch für Russland und die gesamte Weltgemeinschaft aufgrund der massiven wirtschaftlichen Sanktionen.

Coronakrise

Die Coronakrisehat wie in allen Ländern auch Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in der Ukraine.  Bereits im  März 2020 beschloss die ukrainische Regierung einen weitreichenden Lockdown, der zu einem Wirtschaftsrückgang und einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit führte.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Ukraine hat sich gegenüber dem Vorjahr verringert und beträgt im Jahr 2020  151,5 Mrd. US-Dollar. 2019 lag es  bei 154 Mrd. US-Dollar. 2021 lag das BIP bei 181 Mrd. US-Dollar.

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