Wirtschaft in der Slowakei

Die slowakische Wirtschaft war vor dem Umbruch Ende der 1980er Jahre auf die Schwerindustrie ausgerichtet. Der Schwerpunkt lag in der Metallurgie, Rüstungsindustrie, Energiewirtschaft und chemischen Industrie. Der Übergang zur Marktwirtschaft führte zu massiven Produktionseinbrüchen. Auch die Trennung von Tschechien 1993 brachte Nachteile mit sich. In vielen Wirtschaftszweigen war die Slowakei weniger entwickelt als Tschechien.

Reformen der Regierung Dzurinda brachten Ende der 1990er Jahre eine Besserung der wirtschaftlichen Lage mit sich. Als besonders fördernd erwies sich die Perspektive des EU-Beitritts. Um mit den anderen ostmitteleuropäischen Ländern gleichziehen zu können, hat die Regierung vor allem auf das Prinzip der Privatisierung gesetzt. Schon 2002 wurden 88,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Privatsektor erwirtschaftet, 2009 waren es 93 Prozent. Einen Höhepunkt erreichte das slowakische Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 mit 10,9 Prozent. Die weltweite Wirtschaftskrise führte 2009 allerdings auch in der Slowakei zu einem negativen Wirtschaftswachstum von – 5,5 Prozent. In Hinblick auf diese Krise hat die Slowakei zum 1. Januar 2009 den Euro eingeführt. Damit wollte die Regierung unter anderem den negativen Effekt der internationalen Finanzkrise auf die slowakische Wirtschaft mindern.

In den Jahren 2011 bis 2013 wuchs die Wirtschaft wieder, allerdings konnten die hohen Wachstumsraten aus der Zeit vor der Finanzkrise nicht wieder erreicht werden. Insgesamt hat die Eurokrise die Slowakei weniger hart getroffen als viele andere Länder in der Eurozone. Von 2016 bis 2019 erlebte die Slowakei wieder ein nennenswertes Wirtschaftswachstum und gehörte in dieser Zeit zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in der Eurozone. Mit Beginn der Corona-Pandemie brach das Wachstum jedoch stark ein. Vor allem der Rückgang des wichtigen Warenexportes machte der Volkswirtschaft zu schaffen.

Neben den Dienstleistungen, welche im Jahr 2020 66,7 Prozent der Bruttowertschöpfung des Landes ausmachten, bildet die Industrie mit einer Bruttowertschöpfung von 31,4 Prozent eine weitere starke Säule der slowakischen Wirtschaft. Die Slowakei ist einer der größten Autoproduzenten pro Kopf in der Welt. Die größten Herausforderungen der slowakischen Automobilindustrie  bilden neben der Erhaltung des Industriestandortes Slowakei auch die Wende bezüglich der E-Mobilität.

Aktuelle Wirtschaftslage

Die Coronakrise hatte wie in allen Ländern auch deutliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum  in der Slowakei. So gab es im Jahr 2020 Einbußen von -3,4 Prozent. Jedoch erholte sich die Wirtschaft langsam und es wurden im Jahr 2021 +3,0 Prozent und im Jahr 2022 +1,7 Prozent Wachstum gemessen. Laut Schätzungen wird im Jahr 2023, im Kontext des Ukrainekriegs und der Energiekrise, mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent gerechnet. Ebenfalls sind die Staatsausgaben seit dem Coronajahr 2020 sehr stark gestiegen und liegen, nach einem leichten Rückgang im letzten Jahr, bei 44,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei den Gesamteinnahmen des Staates gibt es über die letzten 5 Jahre einen leichten Aufwärtstrend. 2022 liegen die Staatseinnahmen bei ca. 40,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Slowakei, also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, welche in einem Jahr in der Slowakei erwirtschaftet wurden, liegt im Jahr 2022 bei 110 Milliarden Euro. Das BIP pro Person liegt bei 23 974 Euro (zum Vergleich: das deutsche BIP pro Person liegt im Jahre 2022 bei 41 136 Euro) und liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 35 210 Euro. Die Staatsverschuldung im Jahr 2022 beläuft sich auf 59,6 Prozent des BIP und liegt damit unter dem EU-Durchschnitt von 68,5 Prozent. Auch hat die slowakische Wirtschaft mit einer hohen Inflation zu kämpfen. Im Jahr 2022 stieg die Inflationsrate um +12,8 Prozent zum Vorjahr.

Der größte Arbeitssektor mit den meisten Beschäftigen ist der Dienstleistungssektor mit 61,8 Prozent im Jahr 2020. Der Industriesektor folgt mit 36,1 Prozent der Beschäftigten. In der Fischerei, Land- und Forstwirtschaft sind 2,1 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Der Mindestlohn in der Slowakei liegt bei rund 4 Euro die Stunde. Der Gender-Pay-Gap ist in der Slowakei, verglichen mit dem Durchschnitt der europäischen Union, relativ hoch. Im Jahr 2021 verdienten Männer im Schnitt 16,6 Prozent mehr als ihre weiblichen Kolleginnen. Der Europäische Durchschnittswert liegt bei 12,7 Prozent. Die Arbeitslosigkeit lag im Jahr 2022 bei 6 Prozent und liegt damit gleichauf mit dem EU-Durchschnitt. Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-jährigen) liegt bei 19,9 Prozent und liegt weit über den EU-Durchschnitt von 14,5 Prozent. Gleichzeitig mit der boomenden Wirtschaft im letzten Jahrzehnt hat die slowakische Wirtschaft auch mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Daher sind die slowakischen Firmen immer mehr auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.

In ihrer Energiepolitik setzt die Slowakei in erster Linie auf den Ausbau der Atomkraft, welche im Jahr 2021 einen Anteil von 23 Prozent der Energiequellen betrug. Weitere wichtige Energiequellen stellen neben der Kohle mit 24 Prozent das Erdgas mit 29 Prozent dar. Hingegen stammen lediglich 13 Prozent des Bruttoenergieverbrauchs im Jahre 2021 aus erneuerbaren Energiequellen. Im Allgemeinen hat die Slowakei eine Energieabhängigkeit von 52,6 Prozent seines Energiebedarfs. Diese ist jedoch geringer im Vergleich zur Energieabhängigkeit Deutschlands mit 63,5 Prozent oder zum EU-Durchschnitt von 55,5 Prozent. Vor allem bei den fossilen Brennstoffen ist die Slowakei stark von Russland abhängig. Ebenfalls liegt die Slowakei im europäischen Vergleich mit 7,6 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Einwohner im Jahr 2021 knapp unter dem EU-Durchschnitt von 7,9 Tonnen.

Außenhandel

Der Außenhandel mit Ländern der EU gilt als Stärke der slowakischen Wirtschaft. Mit 21,9 Prozent der Warenexporte und 19 Prozent der Warenimporte stellt im Jahr 2022 die Bundesrepublik Deutschland den mit Abstand wichtigsten Handelspartner dar. Tschechien folgt mit 11,7 Prozent der Warenexporte und 9,6 Prozent der -importe. Neben Polen mit 8,3 Prozent, exportiert die Slowakei weitere Waren nach Ungarn (6,9 Prozent) und Frankreich (6,5 Prozent). Außerhalb der Europäischen Union importiert die Slowakei aus China (7,1 Prozent) und der Russischen Föderation (6,3 Prozent) die meisten Waren. Aus Polen importiert die Slowakei 5,5 Prozent seiner Waren.

Das inzwischen hoch industrialisierte Land hatte im Jahr 2020 einen Industrieanteil von 31,4 Prozent am BIP. Dieser Wirtschaftszweig ist in der Slowakei stark von Export geprägt, wobei insbesondere die Automobilproduktion eine wichtige Rolle spielt und etwa 13 Prozent zum BIP beiträgt. So beträgt der Anteil der KFZ-Industrie an den slowakischen Exporten 30,5 Prozent im Jahr 2022. Damit verfügt die Slowakei über die höchste PKW-Produktion pro Einwohner in Europa. Vor allem werden Fahrzeuge in der Slowakei für den europäischen Markt produziert. In Hinblick auf die europäische Verordnung, ab 2035 nur noch Neuwagen mit emissionsfreiem Antrieb zulassen zu wollen, stellt die slowakische Autoindustrie zunehmend ihren Schwerpunkt auf E-Mobilität um.

Neben der Automobilindustrie, gehören elektronische Erzeugnisse (15,9 Prozent), Maschinen und mechanische Erzeugnisse (11,8 Prozent), Mineralische Brennstoffe (5,2 Prozent) sowie Eisen und Stahl (5,2 Prozent) zu den wichtigsten Exportgütern 2022. Von den Hauptwarengruppen, welche im Jahr 2022 in die Slowakei importiert wurden, bilden elektronische Erzeugnisse den größten Anteil von 19,2 Prozent, gefolgt von Kraftfahrtzeuge sowie dazugehörigen Teilen (14,8 Prozent), diverse Brennstoffe (14,1 Prozent), Maschinen und mechanische Erzeugnisse (10,7 Prozent) sowie Kunststoff und Waren aus Kunststoff (3,8 Prozent). Im Jahr 2022 wurden knapp mehr Waren aus der Slowakei importiert als exportiert.

EU-Förderung

Für die Slowakei hatte die EU zwischen 2014 und 2020 etwa 15 Milliarden Euro Unterstützungsgelder vorgesehen. Es sollten damit vor allem Projekte gefördert werden, die zur Verbesserung der Infrastruktur beitragen, Umweltprojekte, sowie Projekte zur Forschung und Entwicklung. Die Slowakei gehört zu den Netto-Profiteuren der EU - bekommt also mehr Geld, als sie zahlen muss. Allerdings hatte die Regierung in der vorangegangenen Finanzierungsperiode der EU strukturelle Probleme, das zugewiesene Budget vollständig abzurufen. Deshalb sollen die Prüfverfahren nun vereinfacht werden.

Der langfristige EU-Haushalt 2021-2027 bildet zusammen mit NextGenerationEU, dem temporären Aufbauinstrument, mit insgesamt 1,8 Billionen EUR, das größte Konjunkturpaket, das jemals aus dem EU-Haushalt gestemmt wurde. In welcher Höhe Mittel den Ländern anteilig zugewiesen werden, erfährt man auf der Seite der Europäischen Kommission über den  Haushaltsplan der EU 2021 - 2027.

Quellen

Auswärtiges Amt:  Slowakei

CIA World Fact Book: Slowakei

Trade&Invest: Slowakei

europa.eu: Slowakei

Statistisches Bundesamt:. Slowakei

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