Geschichte Tschechien

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In ihrer historischen Entwicklung gehörten die böhmischen und mährischen Länder zunächst zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, seit 1815 zum Deutschen Bund und nach 1866 zur österreichischen Reichshälfte der Donaumonarchie. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) gründeten die Tschechen in Übereinkunft mit ihren slowakischen Nachbarn zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen eigenen Staat - die Tschechoslowakei. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei bildete der tschechische Teil ein vom deutschen Reich vollkommen abhängiges Protektorat „Böhmen und Mähren“. Das 1938 abgetretene Sudetenland wurde zum deutschen Reichsgau. 1945 vertrieb die Rote Armee die deutsche Wehrmacht. Die neue Regierung der Tschechoslowakei erließ die sogenannten „Benes-Dekrete“, die die Vertreibung der Deutschen aus dem deutsch besiedelten Sudetenland und anderen Teilen der Tschechoslowakei regelte. Etwa drei Millionen Deutsche wurden vertrieben. Eine deutsch-tschechische Historikerkommission schätzte 1996, dass zwischen 20.000-30.000 Deutsche bei den Vertreibungen ums Leben kamen. Andere Quellen gehen von höheren Zahlen aus.

Kommunismus und Prager Frühling

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tschechoslowakei als Staat wiederhergestellt. Sie gehörte zum kommunistischen Ostblock. Nach dem Regierungswechsel Anfang 1968 verfolgte die Staatsführung einen von Moskau unabhängigeren Kurs, der dem sowjetischen Sozialismusmodell ein demokratischeres Modell entgegensetzten wollte. Ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ war das Ziel dieser Reformbewegung. Als „Prager Frühling“ ging sie in die Geschichte ein. Moskau und politische Führungen anderer sozialistischer Staaten wollten eine solche Entwicklung nicht hinnehmen. Am 21. August 1968 marschierten die Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei ein und setzten dem „Prager Frühling“ ein Ende. Mit repressiven Maßnahmen und Säuberungsaktionen wurde der sozialistische Konformismus wieder hergestellt.

Prager Frühling

Ausführliche Informationen über den Prager Frühling, die Folgen und weitere Refombewegungen in Tschechien finden Sie in unserem Dossier

Prager Frühling

 

Samtene Revolution und Teilung

In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bildete sich in der Tschechoslowakei eine Bürgerrechtsbewegung heraus. Sie entwickelte sich schnell zur wichtigsten Oppositionskraft im Land. Nachdem Michail Gorbatschow in der UdSSR an die Macht gekommen war und versichert hatte, dass sich sein Land nicht mehr in die Angelegenheiten der Ostblockstaaten einmischen würde, gewann die tschechische Bürgerrechtsbewegung schnell an Bedeutung. Sie wurde zur tragenden Kraft der sogenannten „Samtenen Revolution“ – der friedlichen Massenproteste, die den Übergang vom Kommunismus zur Demokratie in der Tschechoslowakei einleiteten.

1992 einigten sich der tschechische Politiker Vaclav Havel und sein slowakischer Kollege Vladimír Meciar darauf, dass die Tschechoslowakei in einen tschechischen und einen slowakischen Staat aufgeteilt wird. Am 1. Januar 1993 wurde die Teilung offiziell vollzogen. Die seither bestehende Tschechische Republik hat sich erfolgreich in die westlichen Strukturen integriert. Präsident Havel wurde zur weltweit bekannten Symbolfigur des neuen tschechischen Staates. Der ehemalige Dissident und Schriftsteller verkörperte den demokratischen Neubeginn des Landes. Havel wurde bereits in der Umbruchphase im Dezember 1989 zum Regierungspräsidenten gewählt und war dann bis 1992 Präsident der Tschechoslowakei. Dann wurde er 1993 - nach der Trennung von der Slowakei - zum Präsidenten Tschechiens gewählt und blieb bis Februar 2003 im Amt. Havel war ein entschiedener Verfechter der Einbindung Tschechiens in die EU und der Aussöhnung mit Deutschland. Es ist auch auf sein Engagement zurückzuführen, dass Tschechien im Mai 2004 Mitglied der EU wurde.


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